Tracy Rees: Die zwei Leben der Florence Grace

Eine charakterstarke Frauenfigur im viktorianischen England

Autorin Tracy Rees beeindruckte bereits mit ihrem ersten Roman und Bestseller „Die Reise der Amy Snow“ und nun entführt sie ihre Leser wieder ins viktorianische England. „Die zwei Leben der Florence Grace“ ist eine natürliche, ausgeglichene Erzählung über eine besondere junge Dame.

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© List/Ullstein Buchverlage

Die Hauptfigur, Florrie Buckley (alias Florence Grace) aus Braggenstones, berichtet über ihren Weg zum Erwachsenwerden aus der Ich-Perspektive. Die sympathische Heldin ist so außergewöhnlich, dass man sie nicht so leicht einordnen kann. Das unschuldige, aufrechte Mädchen landet plötzlich in einer neuen, gekünstelten Umgebung. Nach dem Tod ihrer direkten Angehörigen fällt ihr der Wechsel zwischen ihrer naturnahen, ländlichen Lebensweise in Cornwall und der prachtvollen Gesellschaft in London schwer.

In diesem Buch werden große Kontraste thematisiert: Landleben – Stadt, Armut – Reichtum, Anstand – Verlogenheit, Diener – Herr, Nebellandschaft – Sonnenschein. Außerdem werden die Umstände besonders betont, die Frauenschicksale bestimmen, darunter die erstarrten Konventionen des 19. Jahrhunderts, die einen „Ausbruch“ nahezu unmöglich machen.

Tracy Rees vermittelt ihre Geschichte in einer klaren, klassischen Sprache. Der Grundton ist etwas naiv und märchenhaft mit mystischen Elementen. Die Sprachqualität bleibt von der ersten bis zur letzten Seite konstant auf einem hohen Niveau. Die wunderschöne Wortwahl, detailreiche Naturbeschreibungen und die gefühlvolle Darstellung erschaffen eine besondere Atmosphäre, die in Elfriede Peschels Übersetzung perfekt zur Geltung kommt.

Eine Leseempfehlung für feinfühlige Romantiker und Fans von charakterstarken Frauenfiguren.

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