Harriet Cummings: Eine von uns

Jeder ist verdächtig

Stichwort „Privatsphäre“: Jeder Mensch wird bei diesem Thema empfindlich. Wenn es dann ausgerechnet auf diesem Gebiet zu einer Störung kommt, fühlen sich alle Individuen angegriffen. Genau das passiert im kleinen, verschlafenen, englischen Ort, Buckinghamshire, und plötzlich gerät alles aus dem Gleichgewicht.

© Deuticke/Carl Hanser Verlag

© Deuticke/Carl Hanser Verlag

Harriet Cummings schildert den zerrütteten Alltag einer kleinen Gemeinde, nachdem sie von einem mysteriösem Geschehen beeinflusst wird: Eine Einbruchserie und eine vermeintliche Entführung heizt die Gemüter auf. Die Verbrechen zwingen verborgene Gefühle und sorgsam gehütete Geheimnisse auf die Oberfläche. Bald weicht die Vertrautheit der Angst und die früher eng verbundene Dorfgemeinschaft verwandelt sich in eine erbitterte Meute. Schließlich könnte jeder in der Nachbarschaft der Einbrecher sein, der das Dorfidyll mit all den eingefahrenen Gewohnheiten auf den Kopf stellt. „The Fox“ – so wird der Täter bezeichnet – dringt dabei „systematisch“ weiter ins bisher friedvolle Leben der Einwohner ein und löst elementare Emotionen aus, unter anderem Verzweiflung, Panik und Hass. Als Folge werden wahre Werte auf die Probe gestellt, so auch (Nächsten)Liebe und Freundschaft.

Diese Emotionen sorgen von Anfang an für einen beunruhigenden, düsteren Unterton. Die unangenehmen Empfindungen werden durch die hervorragende Wortwahl spürbar und Seite für Seite gesteigert. Die Charaktere dieses Romans sind entsprechend der gegebenen Verhältnisse komplex, mit unvermuteten Zügen, was für enorme Spannung sorgt. Es ist erstaunlich, welche Reaktionen unerwartete Ereignisse in einer Gruppe auslösen können.

„Eine von uns“ ist eine authentische, auf wahren Begebenheiten beruhende Erzählung. Sie ist geheimnisvoll und überraschend, ein richtig erfrischendes Romandebüt.

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