Andreas Izquierdo: Fräulein Hedy träumt vom Fliegen

Fliegen, träumen und leben auf Hedys Art

Ein gewisses Fräulein träumt vom Fliegen. Doch sie ist schon 88 Jahre alt und sie hat auch noch andere, kuriose Vorstellungen. Sie kann nie genug Skandale haben und sie will keine Lebenszeit für unnütze Dinge verschwenden. Also organisiert sie ihren Ausflug zu einem Nacktbadestrand mit einem manierlichen Kavalier.

Die Protagonisten, Hedy von Pyritz, die 88-jährige exzentrische Dame, und Jan Kramer, der junge Physiotherapeut, sind Vertreter zweier gegensätzlichen Welten.

Was ergibt das Zusammentreffen dieser weit entfernten Generationen? Ganz klar, eine emotionale Erzählung mit dramatischen und fröhlichen Etappen und mit entsprechend wechselhaften Gefühlsausbrüchen. Besonders erheiternd sind die schlagfertigen Dialoge. Dialoge sind hier jedoch maßlos untertrieben. Überwiegend handelt es sich eher um Wortgefechte und um zugespitzte Konflikte.

Die Schwankungen zwischen verrückten und amüsanten Abschnitten mit mäßigen und verheerenden Katastrophen bieten eine wundervolle Abwechslung und nebenbei unzählige nachdenkliche Momente, aber auch reichlich Spannung in der heutigen Zeit und während des Zweiten Weltkriegs. Mit leichter Hand führt der Autor, Andreas Izquierdo, durch unglaubliche Abenteuer auf zwei Zeitebenen. Zwischen den Zeitabschnitten zieht er eine klare, stilistische Grenze. So entsteht das Gefühl, einen zweiten, eigenständigen Roman innerhalb der Rahmenerzählung zu lesen.

Entsprechend wechselt sich der Grundton; nach schwungvollen und locker-leichten gegenwärtigen Episoden findet man sich in melancholischen, ernsten Erinnerungen wieder.

„Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ ist eine herzerwärmende Lektüre.

Es wäre kein Wunder, wenn man nach diesem Roman, über die eigenen Ziele nachdenken würde. Es wäre auch kein Zufall, wenn sich einige hinsetzen würden, um Papierflieger zu fabrizieren. „Weil es im Leben nur darum geht, nur um diese eine Sache: zu fliegen! So lange wie möglich zu fliegen!“

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