Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker von Renate Bergmann

Das Leben leicht nehmen und dabei viel lachen

Die Renate Bergmann machte schon viel mit. Glücklicherweise tut sie das immer noch, sogar über 80. So vital und so gerissen, mit einer positiven Lebenseinstellung, man muss wirklich keine Angst um sie haben.
Eine Twitter-Oma wird sie genannt. Doch geht es in ihren Erzählungen nicht nur um Internet und Smartphones. Ganz alltägliche Dinge werden aus dem Blickwinkel der älteren Generation gezeigt. Renate Bergmann hat genug Mumm, um die „fiesen Modernisierungen“ zu kritisieren und teilweise zu sabotieren. Dadurch gerät sie in die unmöglichsten Situationen. Aus ihrer Sicht wurde nämlich unsere „neumodische Welt“ für die Senioren teilweise zum Überlebenskampf. Der einzige Weg, da als Siegerin zu glänzen ist, wenn man alles leicht nimmt und mit Humor überlagert.

Die Schlagfertigkeit der alten Dame ist beeindruckend. Auch die Selbstironie, wie sie sich und ihr „altes“ Leben betrachtet. Für „Außenstehende“ ist es lustig und gleichzeitig eine Bereicherung, andere Ansichten kennenzulernen. Woher sollte man sonst wissen, wie sich die eigenen Großeltern fühlen?

In den Worten von Renate Bergmann ist gleich eine Portion Abschied, sie klingt jedoch keineswegs traurig. Die Planung der eigenen Beerdigung ist gewiss etwas makaber, nicht weniger die strenge Regelung des Witwenclubs: Keine Teilnahme an Aktivitäten – an reichlich bedeckten Kuchentafeln – ohne beerdigten Ehepartner.

Die Sichtweise von Renate Bergmann lässt nie daran zweifeln, dass ihre Einstellung eine Art schlaue Überlebenstaktik ist. Ihre schlichte Ehrlichkeit und ihr Humor machen sie sehr liebenswert.

Die Stimme von Marie Gruber passt bestens zur nörgelnden alten Dame und trifft damit den Grundton der Geschichte perfekt. Die energische Vortragsweise macht den Text lebendig.

„Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“ ist mit Abstand die lustigste und informativste Geschichte über ältere Menschen seit langem. Und: Es ist gut, solange man lacht. Nachdenken tut man erst später, wenn es nach den Gelächtern wieder still wird.

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