Drei nach Norden von Florian Beckerhoff

Unglaublicher Schweden-Roadtrip

(Ist in dieser Geschichte jemand nur halbwegs bei Trost?)

Was eine geheimnisvolle Holzkiste alles auslösen kann ist erstaunlich…

„Die Drei“ Protagonisten leben den langweiligen deutschen Alltag und ihnen kann auch nichts Besseres passieren, als das kuriose Postpaket, das die Ereignisse ins Rollen bringt. Drei krasse Typen brechen nach Schweden auf. Der hellseherische Satz „Warte mal ab, was du in Schweden kriegen wirst.“ deutet die Zukunft treffsicher an.

Sprachlos muss man zusehen, wie die meistens nur nach Spitznamen bezeichneten skurrilen Figuren das Schicksal herausfordern. Die Madame, der Schnurrbärtige und der Halbe Belgier sind dabei nicht nur witzig. Ganz nebenbei stimmen sie die Leser oft nachdenklich. Zwischen den Zeilen steckt eine Menge Ironie, etwas Politik und viel Naturalismus.

In Schweden scheint die Zeit still zu stehen, doch um den „Leerlauf“ zu vermeiden wird maßlos auf die unversiegbare Dosenbierquelle zurückgegriffen. Das alles verhilft unmittelbar zur Vergangenheitsbewältigung, zur Bekämpfung der Paranoia, verbessert die Mutter-Tochter-Beziehung und führt zu überwältigenden Erkenntnissen. Eben zu solchen, wie „Wir werden alle sterben. (…) Aber bis dahin wollen wir uns amüsieren.“

Köstliche Dialoge, Surströmming und weitere unglaubliche Ereignisse lassen zwar den blondierten Traummann und Mitglied des schwedischen Bikini-Teams, also den Halben Belgier, doch mal die Flucht ergreifen. Dennoch kommt er zu seinen verrückten Freunden zurück – mit nur einem schlichten Fischernetz bekleidet. Weil es viel wert ist, „… dass man Männer in diesem Format in einem Museum finden konnte, und das auch noch in Deutschland.“ Zwischen Spott und Ironie lassen sich auch tiefere Gefühle entdecken und die Steigerung der Skurrilität bleibt bis zum Schluss konstant.

Alkohol gilt in Schweden anscheindend als Allgemeinmedizin und jeder wird auf seine Weise glücklich. Auch die Leser, schließlich garantiert Florian Beckerhoffs Buch bitter-bösen Schweden-Spaß und eine Reihe von Anekdoten, die sowieso keiner ernst nehmen kann.

This entry was posted in LESESTOFF and tagged , , , . Bookmark the permalink.

Comments are closed.