Ein Leben mehr von Jocelyne Saucier

Alt werden, frei sein, Glück finden

„Zum Glücklichsein braucht es nicht viel, man muss es nur wollen.“

Verliert man je die Fähigkeit, nach Freiheit, Glück und Liebe zu suchen?

Die betagten Helden von Jocelyne Saucier sind jedenfalls fest entschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und entscheiden sich für die Freiheit fernab der Zivilisation. Die Fremden gegenüber misstraurischen, dennoch sympathischen alten Männer führen ein einfaches, zurückgezogenes Leben in der Natur.

Bald wird es klar, dass die Protagonisten auf der Flucht sind. Alle haben einen schwerwiegenden Grund, sich vom zivilisierten Leben zu entfernen und in den Wald zu flüchten, um ihren Lebensabend als Einsiedler zu verbringen. Sie besitzen dazu auch noch „die Überheblichkeit“ – so die Autorin – zu denken, dass sie die Wahl haben, den nahenden Tod auszutricksen oder ihm eben entgegenzukommen.

Änderungen sind im Leben unvermeidbar, so werden die Alten von Neuankömmlingen überrascht, doch sie überwinden alle Schwierigkeiten souverän und treffen Entscheidungen, die von einer rührenden Menschlichkeit zeugen.

Jocelyne Sauciers Schreibstil ist faszinierend: Die Auffassung der Freiheit und die Parallelen zur Natur werden in atemberaubenden Beschreibungen dargestellt. Die Autorin formt ihre Sätze mit Leichtigkeit. Ihr reichen wenige Wörter, um komplexe Gefühle kurz und bündig, dabei treffend auszudrücken. Die wortgewaltige Erzählung ist durchgehend ruhig und verständnisvoll, die wechselnde Ich-Perspektive sorgt für Abwechslung und bringt die Charaktere näher.

Dieses Buch ist ein echtes Goldstück; von Anfang an fesselnd und bestens geeignet zum Nachdenken, zum Träumen und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

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