Das Meer in Gold und Grau von Veronika Peters

Das leise Vergehen der alten Werte mit Witz und Poesie garniert

Menschen und Gezeiten werden in Veronika Peters Roman in poetischen Rahmen gefasst. Die melancholische Erzählung mit den bildhaft schönen Naturbeschreibungen hält jedoch noch jede Menge Überraschungen parat. In der Geschichte treffen zwei Welten aufeinander, zwei Generationen werden mit ihren Verschiedenheiten konfrontiert und dies verursacht im Laufe der Ereignisse von Spannung geladenes Knistern.

Katia, die jüngere Hauptfigur der Geschichte, wird von der Verzweiflung angetrieben, als sie entscheidet, die bisher unbekannte Verwandte zu besuchen. Ruth, die in die Jahre gekommene Tante, nimmt sie bei sich auf. Ihre konfliktreiche Beziehung entwickelt sich langsam von einer neugierigen Haltung zu einem vertrauensvollen und liebevollen Miteinander, während sie beide die schätzenswerten Eigenschaften des Gegenübers entdecken. Sie erkämpfen sich wortwörtlich gegenseitige Liebe und Respekt.

Die Gegensätze sind verblüffend, alt und jung, ruhig und aufgewühlt, poetisch und sarkastisch, Sonnenschein und Unwetter, alte Werte und moderne Wegwerfgesellschaft, um nur einige Beispiele zu nennen. Unter diesen Umständen ist es leicht vorstellbar, wie intensiv die Emotionen ständig wiederkehrend aufeinander prallen und doch funktioniert das Zusammenleben im abgelegenen Strandhotel, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.

Verbitterter Alltagskampf, Existenzangst, die Verzweiflung des Altwerdens sind außerordentlich stark thematisiert in diesem Buch. Die durch die Unsicherheit verursachten ganz gewöhnlichen Stimmungsschwankungen werden durchgehend von derben Sprüchen und reichlich schwarzem Humor ausgeglichen. Während es insgesamt bergab geht, wird die Hoffnung sehr lange aufrechterhalten. Bis zum bitteren Ende, bis die Vergänglichkeit des Lebens und die ständige Änderung auch das Strandhotel Palau einholt.

Auch das Loslassen ist ein schöner Grundgedanke des Romans: Katia verzichtet auf das moderne Leben, das sie früher lebte und blüht im Kreise der alten Bewohner des Strandhotels Palau auf.

Und gewiss bekommt der Leser noch eine ganze Menge lehrreiche Beigaben von den verschiedenen wohlgeformten Romanfiguren überreicht: Wagnis, Wissen, Achtung, Treue, Ausdauer, Hoffnung und bevor es zu sentimental oder zu belehrend wird, lockert die Autorin die Geschichte jedes Mal mit einer Passage voller Heiterkeit auf. Die köstlichen Sprüche der „Greise“ und ihre würdevolle Lebensführung kann ein Beispiel für alle werden und die Lektüre erlaubt viele schöne Momente des Nachdenkens und genug Gelegenheit, aus der Oberflächlichkeit der rasenden Konsumgesellschaft zumindest für eine kleine Weile – sei es nur eine kurze Lesepause – zu flüchten.

Und auch wenn Veronika Peters ihre Geschichte ruhig ausklingen lässt, wirkt dieses Ende deswegen nicht weniger dramatisch.

Mit vollem Herzen lieben, würdevoll leben und lässig loslassen. Im Hintergrund das zeitlose Meer in Gold und Grau. Eine wertvolle und nachdenkliche Lektüre.

Da die Autorin auf lovelybooks.de den Versand der Leseexemplare und die Leserunde selbst betreute, bestand die Möglichkeit der persönlichen Konversation. Mit Stolz zitiere ich ihre Worte nachfolgend:
„Ich freue mich sehr, dass dir der Roman so gut gefallen hat! Vielen Dank für deine Beiträge und für’s aufmerksame Lesen!“

This entry was posted in LESESTOFF. Bookmark the permalink.

Comments are closed.